Die Behandlung parodontaler Erkrankungen (Parodontaldiagnostik, die nicht chirurgische und chirurgische Parodontitistherapie und Recall/Prophylaxe) sind ein Schwerpunkt unserer Praxis.
Parodontitis, im Volksmund auch medizinisch inkorrekt als Parodontose bezeichnet, ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates.
Parodontitis ist eine Infektionskrankheit, welche durch bestimmte Bakterien verursacht wird. Diese paropathogenen Bakterien sind ursächlich für den destruktiv entzündlichen Prozess der Gewebe des Zahnhalteapparates (dem Zahnfleisch, dem Wurzelzement, der Wurzelhaut mit kollagenen Fasern und dem Zahnfach im Kieferknochen) verantwortlich.
Bleibt diese entzündliche Erkrankung unerkannt und unbehandelt, führt sie zu irreversiblem Knochenverlust und in weiterer Folge zu Zahnverlust.
Parodontitis stellt heute eine echte Volkskrankheit dar - ungefähr 50% der Erwachsenen (35-44 Jahre) leiden unter einer mittelschweren Parodontitis und 20% der Erwachsenen leiden unter einer schweren Parodontitis. Parodontitis kann in jedem Alter, lokalisiert oder generalisiert (einige wenige oder mehrere Zähne sind betroffen) und mit unterschiedlicher Schnelligkeit und in unterschiedlichen Schweregraden auftreten.
Abgesehen davon, dass Parodontitis die Hauptursache für Zahnverlust im Erwachsenenalter ist, hat sie auch nachgewiesene negative Auswirkungen auf z.B. Herz- und Kreislauferkrankungen.
Anzeichen möglicher Parodontitis:
Zahnfleischbluten
Zahnfleisch ist empfindlich oder geschwollen / sieht stark gerötet aus
Zahnfleischrückgang (sichtbare Lücken zwischen den Zähnen)
Zahnfleischrückgang - (Zähne sehen aus, als wären sie länger geworden)
Lockerung und Verschiebung von Zähnen / veränderte Zahnstellung / veränderter Biss
veränderter Geschmack / Eiteraustritt zwischen Zahn und Zahnfleisch
Mundgeruch
Die Vorbehandlung der Parodontitis umfasst alle begleitenden Maßnahmen, welche notwendig sind, um die eigentliche Parodontitistherapie zum Erfolg zu bringen.
Die professionelle Zahnreinigung durch unsere Prophylaxeassistentinnen mit gezielten Putzinstruktionen zur Optimierung der täglichen eigenen Mundhygiene ist oft im Anfangsstadium einer Parodontitis, dh. einer Gingivitis (Zahnfleischentzündung), ausreichend zur Ausheilung.
Weiters bildet die konsequente Durchführung allgemein zahnmedizinischen Behandlung (Therapie von Karies, Wurzelentzündungen, Entfernung hoffnungsloser Zähne, Beseitigung von Störfaktoren des Zahnhalteapparates, Fehlbelastungen,...) das eigene Bewußtwerden und die Modulation von Risikofaktoren wie vor allem Rauchen und Stress einen entscheidenen Erfolgsfaktor in der eigentlichen Parodontitistherapie.
Die Parodontaldiagnostik dient der Evaluation der Ist Situation und kommt gezielt im Verlauf der Therapie und der Nachsorge zum Einsatz: Bildgebende Verfahren (wie Rechtwinkelröntgenaufnahmen, Panoramaröntgen und digitale Volumentomographie), parodontale Anamnese, Parodontalstatuserhebung (Taschentiefenmessung …), mikrobiologischer Keimtest, Hygiene- und Entzündungsindizes, ...
Parodontitistherapie
Die Parodontitistherapie umfasst alle Maßnahmen zur Bekämpfung der bakteriellen Infektion und kann zu jeder Zeit und in jedem Stadium begonnen werden.
Hauptziel ist letztendlich das Erreichen stabiler, entzündungsfreier und für Sie putzbarer parodontaler Verhältnisse (keine erhöhten, entzündeten Zahnfleischtaschen)!
Dazu ist in den meisten Fällen kein chirurgischer Eingriff notwendig.
Die nichtchirurgische (konventionelle) Parodontitistherapie
- Kürettage und Wurzelglättung bzw. Scaling and Root Planing (SRP)
dient der Reinigung und Glättung der Wurzeloberflächen ohne Aufklappung des Zahnfleisches (geschlossene Therapie).
Je nach Schweregrad der Parodontitis kommen gegebenenfalls Medikamente zum Einsatz: vorrangig in die Tasche applizierte antiinfektiöse Pharmazeutika (Vermeidung von Resistenzen) und gegebenenfalls auch lokal applizierte (in die Zahnfleischtasche) Antibiotika bis hin zu systemisch verabreichten (in Kapselform) eingenommenen Antibiotika Kombinationen.
Zum Beispiel:
Ligosan von Kulzer: Lokale antibiotische slow releasing Therapie
Periochip
Periochip ist ein Zellulosechip, der CHLORHEXIDIN als Desinfektionsmittel über einen Zeitraum von 7- 14 Tagen abgibt. Wird in den Defekt eingebracht, verhindert eine sekundäre Infektion des Defektes und begünstigt so die Wundheilung.
Die chirurgische Parodontitistherapie
dient der Optimierung von stark destruktiven Parodontitis Defekten und kommt gezielt zur Erhaltung einzelner oder mehrerer Zähne zum Einsatz. Die chirurgische Intervention bringt in den meisten Fällen, wo die vorhergehend durchgeführte nichtchirurgische Therapie nicht zu unserem Hauptziel führen kann, bzw. geführt hat, das gewünschte Behandlungsergebnis.
Hauptziel ist letztendlich, das Erreichen stabiler, entzündungsfreier und für Sie putzbarer parodontaler Verhältnisse (keine erhöhten, entzündeten Zahnfleischtaschen).
Alle Lappenchirurgischen Eingriffe zur Sanierung und Regeneration des infektiös zerstörten und reduzierten Zahnhalteapparates (= FLAP SURGERY) werden praktiziert.
- Open Flap Debridement stellt den häufigsten Eingriff da:
Kürettage und Wurzelglättung bzw. Scaling and Root Planing (SRP) dient hier der Reinigung und Glättung der Wurzeloberflächen unter Sicht, dh. Aufklappung des Zahnfleisches (offene Therapie). Eine Optimierung der defekten Knochenanatomie kommt hier gegebenenfalls zum Einsatz – die Knochendefektremodellation dient wiederum zur Etablierung unseres Hauptzieles – im Speziellen der Schaffung putzbarer parodontaler Verhältnisse.
Wenn immer möglich versuchen wir bei dieser chirurgischen Behandlung, bei geeigneten Knochendefekten, verloren gegangenen Knochen mit regenerativen Methoden neu zu schaffen.
(siehe auch Geweberegeneration)
Recall/Nachsorge
Nach erfolgreich abgeschlossener Therapie – dem Erreichen unseres Hauptzieles (stabiler, entzündungsfreier und für Sie putzbarer parodontaler Verhältnisse, dh. keine erhöhten, entzündeten Zahnfleischtaschen) – sollten auch begleitende Symptome der Parodontitis wie Mundgeruch, Zahnfleischbluten und eine Lockerung der Zähne behoben sein.
Die Unterstützende Parodontaltherapie (UPT) in zeitlichen Abständen von 3-6 Monaten (je nach initialer Ausdehnung und Schweregrad) umfasst alle Maßnahmen zum langfristigen Erhalt entzündungsfreier und stabiler parodontaler Verhältnisse.
Eine regelmäßige parodontale Kontrolle im Zuge der professionellen Zahnreinigung und die gezielte Behandlung von Rezidiven (erneuten Entzündungsstellen) sind nach der aktiven Behandlungsphase unbedingt zum langfristigen Erhalt notwendig.
Die Zeitabstände der Nachsorgebehandlungen (Recall / Prophylaxe) sind individuell unterschiedlich und hängen von dem Schweregrad und der Ausdehnung des Krankheitsbildes, der eigenen Mundhygiene, den Rauchgewohnheiten, Stress und der genetischen Vorbestimmtheit des Patienten ab.
Eine konsequente und professionelle Betreuung/Nachsorge von Parodontitispatienten sichert den dauerhaften Behandlungserfolg und langfristigen Zahnerhalt.
Implantologie im parodontal geschädigtem Gebiss
Auch im parodontal stark kompromittiertem Gebiss können wir bei diesen besonders schwierigen Fällen ein Implantat setzen. Aufgrund der oftmals schon starken Knochenverluste bei schweren Parodontitisformen finden hier besondere Techniken zum Knochenaufbau oder auch Knochenaufbau vermeidende Techniken bis hin zur Gesamtrekonstruktion mit Implantaten Anwendung.
Eine stringente, konsequente Nachsorge ist jedoch Voraussetzung zum Erhalt Ihrer eigenen Zähne und besonders auch von im parodonal geschädigtem Gebiss gesetzten Implantaten.
Ein Überspringen paropathogener Bakterien, bei Vernachlässigung z.B. Ihrer eigenen Mundhygiene, von Zahn zu Zahn kann ebenso auch von Zahn zu Implantat stattfinden.
Eine Perimukositis (Zahnfleischentzündung bei Implantaten - anlog zu Gingivitis/Zahnfleischentzündung bei natürlichen Zähnen) und/oder eine Periimplantitis (Implantatbettentzündung/Entzündung von Zahnfleisch, Bindegewebe und Knochen - analog zu Parodontitis/Zahnhalteapparatentzündung) kann bzw. wird unbehandelt zum Implantatverlust führen (analog zu einem Zahnverlust bei unbehandelter Parodontitis).
Implantat-Prophylaxe / professionelle Implantatreinigung im Zuge der Prophylaxe/des Recalls dient bei Parodontitis Patienten dem langfristigen Erhalt der gesetzten Implantate und der gezielten Vorbeugung der bei Implantaten auftretenden bakteriellen Entzündungen durch Beläge.